Neben dem wöchentlichen Report zu den für meinem Geschmack interessantesten Brettspiel-Gruppenfinanzierungen auf Kickstarter möchte ich euch auch vereinzelt Projekte im Detail vorstellen, die ich unterstützenswert finde. Den Anfang dieser Reihe macht Norsaga, ein kleines Kartenspiel mit einer gehörigen Portion Ärger-Faktor („Take That“). Zu finden ist der Titel bis zum 29. April 2015 auf Kickstarter und kann dort für ziemlich günstige $21 inklusive Versand nach Deutschland mitfinanziert werden. Es wird zwar kein EU-freundlicher Versand angeboten, aber da man unterhalb unserer 22€ Einfuhrgrenze bleibt, sollten keine Kosten anfallen. Bisher wurden auf Kickstarter knapp $11K von den erhofften $15K gesammelt und es sind noch 20 Tage bis die Kampagne endet. Doch worum geht es in Norsaga?
Wir befinden uns in der Wikinger Mythologie und möchten unsere eigene Familiengeschichte erzählen. Dazu brauchen wir aber erst einmal eine Sage, die wir erzählen wollen. Dazu ziehen wir zufällig eine der vielen Sagenkarten und nehmen uns entsprechend der sich am unteren Rand befindlichen farbigen 6-Ecke Marker aus dem Vorrat. Die 4 Farben stehen für Macht, Wissen, Geschick und Glaube. Jede Sage erzählt eine Geschichte, bei der die unterschiedlichen Fähigkeiten mal mehr oder weniger gebraucht werden. Ein paar Beispiele findet ihr rechts im Bild.
Diese 6 Marker gilt es nun in unserer Familiengeschichte zu platzieren, die aus insgesamt 7 Karten besteht. Im rechten Bild sieht man die obersten 2 der insgesamt 3 Reihen in die Karten gespielt werden können. Oben legt man den jüngsten Helden aus, dem bis zum Ende ein Heldenpaar und darunter noch 2 weitere Heldenpaare hinzugefügt werden sollten. Die Reihenfolge des Ausspielens ist im Grunde frei, doch lohnt es sich aufgrund der Sonderfähigkeiten schon sehr, den Baum auch von oben nach unten auszuspielen. Auf die leeren 6-Ecke dürfen wir unsere Marker jederzeit im Spiel legen und verschieben. Hat man alle 6 Marker auf seine Familie gespielt, so gewinnt man sofort das Spiel. Die Sache hat allerdings ein paar kleine Haken, die das Spiel deutlich spannender machen. Zum Einen darf man pro Paar nur eines der beiden dominanten Merkmale belegen. Im rechten Beispiel muss man sich also für grün oder blau entscheiden. Damit man aber auf mehr als nur 4 ablegbare Marker kommen kann gibt es noch schwächere Merkmale, die nur im Verbund funktionieren. Man sollte beim Auslegen also darauf achten, dass die Paare in den Reihen 2 und 3 jeweils beim schwächeren Merkmal die gleiche Farbe besitzen. Nur dann kann man einen weiteren Marker auf ein Paar spielen. Somit gibt es insgesamt 7 (4+3) Möglichkeiten seine 6 Marker loszuwerden.
Wem das immer noch zu einfach klingt, der hat natürlich recht damit. Durch das Spielen gleicher Farben in bis zu 3 Ebenen darf der Spieler fortan Generationen-Fähigkeiten benutzen. Ausschlaggebend ist dafür die oberste Karte in der „Pyramide“. Hat man eine gelbe Karte im obersten Baum, so darf man die erste der 3 Generationen-Fähigkeiten beim „Glauben“ (Faith) benutzen. Diese trägt den Namen „Chant“ und würde z.B. besagen, dass man seine Handkarten auf den Ablagestapel legt und 3 neue Karten zieht. Für Rot, Grün und Blau gibt es natürlich andere Fähigkeiten wie z.B. „Zieh eine Karte und wird anschließend eine ab“. Schaffe ich es in der ersten und zweiten Reihe eine Karte der gleichen Farbe zu haben, so darf ich alternativ die Fähigkeiten der 2. Generation benutzen. Liegen in allen 3 Reihen gelbe Karten, so kann ich auch die mächtigste gelbe Fähigkeit „Märtyr“ einsetzen. Diese besagt wiederum, dass alle Spieler einen Helden abwerfen müssen. Anschließend zieht man die gleiche Anzahl Karten nach wie abgeworfen wurden und darf diese an die Bäume der Spieler spielen. Das sorgt natürlich für jede Menge Chaos, da dabei der ein oder andere Marker wieder vom ehemaligen Helden zurück auf die Sagenkarte wandert.
Wer nun noch nicht genug vom „Take That“ hat, der kann das Spiel um die Skalds und Ghosts erweitern. Diese haben keine Haupt-Merkmale auf denen man seine Sagenmarker platzieren kann. Skalds (lila Karten) haben immerhin noch die schwächeren Merkmale, mit denen man Kombinationen bilden kann. Doch warum sollte man diese Karten spielen? Ganz einfach: Wenn man einen Skald auf einen seiner 7 Heldenplätze spielt, darf man sofort noch einmal eine Generations-Fähigkeit benutzen, die man auch so benutzen dürfte. Dies ist ansonsten nur 1x pro runde möglich.Die Ghosts wiederum sind normalerweise die einzige Karte, die man in eine gegnerische Pyramide spielen darf. Sie sorgen dafür, dass der Gegner geblockt wird. Denn spielt man den Ghost auf einen Helden, so verschwindet dieser und der Geist nimmt den Platz ein. Doch seid gewarnt! Liegt ein Ghost in der ersten Ebene der Pyramide, darf der Spieler in seiner Phase eine der Ghost-Fähigkeiten anstelle der farbigen Fähigkeiten benutzen. Diese sind meist sehr verheerend, weshalb der Spieler in so einem Fall eine Strafe in Kauf nehmen muss. Ein sogenannter Doom-Marker wird auf dem Spieler für eine Runde platziert. Das sorgt dafür, dass andere Spieler nun auch normale Karten auf seine Pyramide anstelle ihrer eigenen spielen könnten und somit weitere Sagenmarker zerstören.
Fazit:
Ihr seht, dass das Spiel so einiges an Zwietracht sähen kann. Hier gibt es jede Menge Möglichkeiten den Mitspielern die Show zu vermiesen und für immer neuen Wirbel zu sorgen. Norsaga ist definitiv nichts für Multiplayer-Solitär Spieler oder Leute die einfach zu friedlich sind als dass sie anderen schaden würden. Hier braucht man schon eine gewisse Portion Schadenfreude, um an dem Spiel Spaß zu haben. Hat man dies aber, so sollte man definitiv einen Blick auf Norsaga werfen. Nicht nur der Spielspaß sorgt für einige Ärgernisse und Lacher am Tisch. Auch das Artwork hat seinen ganz eigenen Comiccharme und kommt mit komplett individuellen Karten daher. Jedes Bild ist also ein Unikat im Spiel und besitzt auch einen eigenen Namen. Wer mag, der kann am Ende auch noch jeden eine Geschichte zu seiner Sage erzählen lassen. Auch hier kommen teils die lustigsten Stories bei raus.
Als Filler für eine Hau-Drauf Runde definitiv bestens geeignet. Alle anderen sollten vielleicht erst einmal in sich gehen und schauen ob sie so viel „Ärgern“ verkraften. Vielleicht hilft es dabei sich das Print & Play herunterzuladen und auszudrucken. Hier sind nur die Hintergrundbilder entfernt worden, so dass man sich aber schon mal die schön gezeichneten Charaktere genauer anschauen kann. Alternativ gibt es auch noch eine Online Demo, in der man das Pyramidenbauen und Marker platzieren üben kann. Gegner gibt es allerdings nicht, so dass man die Embellishments nicht testen kann. Regelfans können hier auch noch das kleine Handbuch studieren. Ich bin als Unterstützer mit von der Partie und freue mich schon auf ein potentielles eigenes Weihnachtsgeschenk, damit der Haussegen zum Fest so richtig schief hängt.